Hochalmspitze Südpfeiler – first try

Mit zunehmenden Alter und Erfahrung werden auch Touren in höheren Lagen interessant. Manchmal auch solche, wo die Absicherung als alpin bzw. meiner Ansicht nach als „prekär“, bezeichnet werden kann.

Wir wollten auch nicht klein anfangen, nein, wir wollten es richtig angehen, mit dem Südpfeiler auf die Hochalmspitze und unser Plan sah wie folgt aus:
2 Seilschaften, je 12 Klemmkeile, je 10 Friends, 5 Schlaghaken für den Notfall, 1 Alpinhammer, 1 Nacht in der Hütte und 1 Tag körperlicher Verausgabung.

Am Samstag, es war früher Nachmittag, trafen wir am Parkplatz Gösskarspeicher ein. Archy und Linda waren schon vor Ort und sortierten Material als wären wir im Yosemite und planten die Besteigung der Nose. Ganz so schlimm war es nicht, aber als wir das Material aufgeteilt hatten, merkten wir, dass das Packl am Rücken wesentlich schwerer war als wir es vom Bouldern, Sportklettern oder einer Tour im Grazer Bergland gewohnt waren.

 

In 1:15h schafften wir es auf die Giessener Hütte, welche erstaunlichen Luxus bietet – Dusche, Sauna, 2-Bett Zimmer mit eigenem Waschbecken, Kinderfreundlich und ein Wirt der jede Route in der Umgebung wie seine Westentasche kennt.
Wir genehmigten uns ein Abendessen und nahmen auch das Frühstück (um wohlfeile 11,-!!!) dazu. Nach einigen wenigen Bierchen haben wir uns auch eine gewisse Bettschwere angeeignet und verzogen uns in die Federn. Nachdem wir um 05:30 Uhr beim Frühstück waren, war es eher eine kurze Nacht.

Trotz unseres pünktlichen Kampfes aus den Betten, waren wir so ca. die Letzten beim Frühstück und das Buffet war schon abgeräumt. Kein Brot, keine Wurst, ein paar müde Käseblatterl und eine etwas dünne Kaffeebrühe waren noch da. Für das sollten wir 11€ gelöhnt haben? Uns blieb nichts anderes übrig als zu warten und kurz vor 6 Uhr gab es dann endlich etwas Nachschub und wir konnten uns noch mit Energie versorgen.

Als wir von der Hütte losmarschierten waren die Gipfel rundherum noch in dichtem Nebel gehüllt. Nichtsdestotrotz begannen wir den Aufstieg. Schließlich wollten ca. 1000 Höhenmeter überwunden werden, wir rechneten grob mit 2-2,5h Zustieg, wobei wir uns auf Grund des Gletschers etwas unsicher waren, hatte doch niemand Hochtourenerfahrung. Schritt um Schritt schleppten wir das gesamte Material inkl. Steigeisen und Pickel nach oben und je höher wir kamen, desto anstrengender und kälter wurde es. Geschwitzt haben wir trotzdem.

 

Der Nebel hat beschlossen zu bleiben bzw. vermuteten wir schon bald, dass eine dicke Wolkendecke an den Berggipfeln hängengeblieben ist, da es weder heller noch dunkler wurde und obwohl starker Wind ging, sich einfach gar nichts veränderte.

Bei den Seen, die am Rudolstädter Weg lagen, konnten wir uns anhand der Karte noch gut orientieren und danach ging es in die Nebelschicht. Es folgte ein wegloser Zustieg über große Blöcke und steile Schneefelder, die ziemlich rutschig waren. Als wir auf ca. 2900HM angekommen waren, bemerkten wir, dass unsere Sicht auf 10m begrenzt war und wir wohl einfach am Zustieg vorbeigehen würden. Zudem war es kalt und windig und ich habe für mich entschieden, dass ich bei diesen Bedingungen nicht in diese alpine Tour einsteigen werde. Schließlich sollte es meine erste Alpintour sein, die selbst abzusichern ist, Stände selber zu bauen sind und ich damit schon mehr als genug Auftrag gesehen habe um mich noch mit miesem Wetter und keiner Orientierung in der Wand herumzuschlagen. Objektiv gesehen, bei diesem Scheißwetter, sollte kein Sportkletterfuzzi in so eine Tour einsteigen. Und abgesehen davon, dass ich meiner Gefährtin versprochen habe, wieder heil nach Hause zu kommen und bei schlechten Bedingungen nicht einzusteigen, drehe ich lieber 2x um als mich um Kopf und Kragen zu bringen (trotz aller möglichen Versicherungen).

Ich sagte jedoch zu, mit über den Gletscher zu gehen, sollte eine Seilschaft einsteigen wollen. Es folgte eine ca. halbstündige Diskussion und Warterei. Flow war von seiner Idee einzusteigen nicht abzubringen und Archy sicherte ihm zu, ihn zu begleiten. Linda und ich haben gedanklich mit der Tour schon abgeschlossen. Währenddessen wurden noch einmal alle Unzulänglichkeiten erörtert, eine Wetterverschlechterung ins Auge gefasst, wortwörtlich, denn auf einmal standen wir in einem Regen-Graupel-Schauer und Regenjacken und -hosen wurden angezogen.

 

Ich denke das war auch für die Letzten von uns der ausschlaggebende Faktor die ganze Sache abzublasen. Wir packten alles wieder ein und begannen den Abstieg. Bei der Hütte angekommen waren wir nicht die Einzigen Abbrecher an diesem Tag. Nach und nach trudelte so manche Seilschaft wieder ein ohne am Gipfel gewesen zu sein. Ich denke es war die einzig richtige Entscheidung für uns.

Der Abstieg verging relativ rasch, aber alle merkten die gegangenen Höhenmeter und ich weiß gar nicht wie anstrengend es gewesen wäre, den restlichen Aufstieg zu machen, den Südpfeiler zu klettern und dann doch einen sehr fordernden Abstieg auch noch zu bewältigen. Haben wir uns überschätzt? Das wissen wir dann beim 2. Versuch – bei besserem Wetter und mehr Kondition 🙂


Mehr zu der Tour findet ihr auf: mountaininfo.eu oder im aktuellen Maltatal-Kletterführer