Mehrseillängentour „Röhrlsalat“ (UIAA 6-) an der Roten Wand

An einem Mittwochvormittag ins Grazer Bergland zu starten ist ein ziemlicher Luxus. Der Parkplatz nahe der Roten Wand ist fast leer, bis auf wenige Pensionisten und Lehrer und noch weniger Leute treffen wir am Zustieg. Geschweige denn in Nebenrouten. Herrlich.
Kurzfristig haben wir uns für eine Tour an der Roten Wand entschieden und wer weiß wie es dazugekommen ist – wir haben uns für den Röhrlsalat entschieden (war mein Vorschlag, zugegeben…).
Im GBL-Führer steht, dass der Name durch die Absicherung mit alten Wasserrohren, auf die ein Ring geschweißt wurde, und danach vom Altmeister Horich in den Fels getrieben, zurückgeht. Aber auch einige Bolts sollten sich darin finden, gute Stände und moderate Schwierigkeiten.
Klang erstmal sehr gut.

Ihr merkt schon, die Geschichte wird keine Lobhudelei auf die Route. Der Einstieg befindet sich nahe des Thymianpfeilers und ist durch die leuchtend rote Aufschrift und den Ring nicht zu verwechseln.
Der erste Blick nach oben weckte keine Begeisterung bei mir. Die volle Gemüsepiste – aber es wird angeblich nach der ersten Seillänge besser.
Ich beschloss zu starten und fand mich bald in luftigen 10m Höhe wieder, allerdings noch ohne einen Haken gefunden, geschweige denn geklinkt zu haben. Auf mein kleines Set Keile konnte ich auch nicht zurückgreifen, denn da gab es nichts zu legen. Zwar bewegt man sich hier nur im 4. Grad, aber wo sind hier die 3 Sterne Absicherung?
Schlussendlich finde ich auf die ersten 30m doch zwei Haken und ein kleiner Versteiger war natürlich auch dabei. Nach dem ersten Haken müsst ihr euch schön rechts halten (wie im Topo angegeben) und auch wenn es verlockend aussieht, nicht nach links queren 😉

Man merkt an den Schwierigkeiten, dass es sich hier nicht um eine moderne Neutour handelt, sondern man auch in den 5er Stellen schon gefordert wird. Die steile Rissverschneidung in der 3. Seillänge kann ich zwar ruhig und kontrolliert klettern, kommt mir aber nicht leicht vor. Zudem bekam ich ab dieser Seillänge Bauchkrämpfe und es kündigte sich etwas an, dass ich nicht in der Wand erledigen wollte (Notiz an mich selbst: keine isotonischen Pulvergetränke mit Koffeinzusatz kaufen…).

Auch für Ivy, die wesentlich öfter Mehrseillängentouren geht, waren die Schwierigkeiten nicht ohne und das Abkletterstück ist ziemlich derb – vor allem für den Nachsteiger (mich)! Einen Pendler will man in dieser Rinne ganz bestimmt nicht haben. Leider habe ich kein Foto davon gemacht.

Die Rampe ist dann schon fast so etwas wie schöner Fels. Die 7. Seillänge ist dann zu Beginn sehr schön, mündet allerdings in einen riesigen losen Felsblock, der auch im Topo so vermerkt ist. Ich hätte ihn fast als Henkel genommen, und danach krallt man sich in Graspolster und versucht nicht auszurutschen bzw. daran zu denken wie weit der letzte Haken unter einem ist. Über ein Wiesenwegerl nach rechts suche ich den Stand. Muss aber Stand an einem Baum machen, da der eigentliche Stand links gewesen wäre. Nachdem ich Ivy nachgesichert habe, baue ich zuerst einen Stand mit 3 Keilen, der vertrauenswürdig erscheint und erstklassig verspannt ist. Nach wenigen Metern findet Ivy allerdings den originalen Stand und klettert die zweite Schlüsselseillänge.
Mir ging es in diesem Moment schon etwas schlecht und ich war mir nicht sicher die letzten Seillängen noch zu schaffen. Da kam aber schon das Signal über das Seil. Ich baute den Stand ab und stieg die 8. Seillänge nach. Unübersichtlich, stellenweise glatt, schwer zu lesen und keine Ahnung wie ich es noch geschafft habe danach über die Schrofen auszusteigen und Ivy nachzusichern. Jedenfalls lockte dann bald ein Abstecher in den Wald…Zeit für ein Gipfelfoto war aber auch noch 🙂

Fazit:
Die „Röhrlsalat“ ist eine Tour, die unten wirklich sehr gut zugewachsen, oben stellenweise etwas staubig ist, wenig genormtes Material zur Absicherung hat, weite Abstände und nur manchmal mit gutem Fels glänzt. Die Absicherung mit 3 Sternen anzugeben, halte ich genau so für übertrieben wie die 3 Sterne für die Felsqualität. Dies kann maximal in den Schlüsselseillängen stimmen. Ein kleines Klemmkeilset und ev. 2-3 Friends von 0,5 – 2 kann man stellenweise gut unterbringen. Die vorhandenen Bandschlingen in Sanduhren sind steinalt, stellenweise aufgebrochen und sollten nicht verwendet werden. Besser selber mehr mitnehmen.
Wiederholungsgefahr: Aber sicher….NICHT!