Mehrseillängentour „Scarlets Himmelfahrt“ (UIAA 4+) am Kugelstein

Mit 1. Mai startet normalerweise immer mein Einklettern und die Eingewöhnung in das Mehrseillängentourklettern. Heuer wurden da gerade ein paar Lockerungen bekanntgegeben und ich hatte noch mit Blöcke putzen zu tun. Aber im Mai gibt es ja Feiertage und so wollten wir den 21. Mai nutzen um am Röthelstein SO-Sporn einen der Klassiker zu machen oder den Ho-Chi-Minh Pfad endlich zu entdecken.
Am Parkplatz der Roten Wand, oder besser gesagt bis 3 Kehren unterhalb und auch noch oberhalb waren Autos geparkt – es hätte für eine Hundertschaft an Seilschaften gereicht. In meiner Frechheit bin ich natürlich bis ganz nach oben gefahren und zwängte mich mit einweisen meiner Gefährtin in eine Parklücke.
Aussteigen, Temperatur checken, feststellen das es am Stand durch den Wind doch frisch werden könnte, die Seilschaften Richtung Röthelstein gehen sehen und dann wieder ins Auto steigen und zurück fahren. Diesen Massenauflauf wollten wir uns heute und hier am Berg nicht geben.

„Wir können doch vielleicht am Kugelstein eine Tour gehen, schließlich liegt er am Heimweg, die hinteren Touren sind auch etwas weg von der Straße und angeblich ist der Fels gut“ – so meine Worte um doch noch zu einer Tour zu kommen. Außerdem gibt es mit „Scarlets Himmelfahrt“ eine ideale Eingewöhnungstour für meine Partnerin. Am Parkplatz noch schnell das Topo abfotografiert und dann ging es auch schon ans Einstieg suchen.
Immer der Nase nach und nach oben kann man sagen, der Einstieg ist dann weder markiert noch angeschrieben, man vermutet eben richtig zu sein – wie so oft im Grazer Bergland.

klar

Ich steige heute vor und die erste Seillänge, eine 3+ die OK erscheint und nur wenig loses Gestein bietet endet gleich nach ca. 15 Metern.
Seillänge 2 ist für eine 4+ schon etwas derb. Es ist auch keine schöne Kletterei, eher ein rüdes Gerampfe an diversem Hakenmaterial, dessen Qualität allenfalls als zweifelhaft beurteilt werden kann.

Die folgenden Seillängen sind mehr Gehgelände und nur zwischendurch gibt es ein paar Meter zu klettern, die eher entbehrlich sind. Vor der letzten Seillänge tragen wir uns noch in das Routenbüchlein ein, welches im Gegensatz zur Tour wirklich fesch ist, und gehen dann noch die letzte Seillänge. Hier kommt fast so etwas wie Kletterfieber auf. Man muss etwas schauen wohin man steigt, es löst sich auch gut auf, aber so richtig in einen Fluss kommt man auch hier nicht denn schon ist es auch wieder vorbei und man steigt über einen steilen Grashang zu einem Baum.

Die Route wurde 2019 geputzt, dementsprechend ist der Zustand OK. An einer Sanduhr wurde ein Reepschnürl mit 5 (!?!) mm nur 1x gefädelt, ob das als Sicherung bei einem Sturz halten wird…ich denke nicht. Aber stürzen solltet ihr in der Route sowieso nicht. Bei der 2. Seillänge ist es übrigens verlockend nach rechts zu gehen, besser ihr tut das nicht, quert unter dem Buschen in der Wand nach links, dann findet ihr auch gleich den Stand.

Zusammenfassend kann ich sagen, die Route ist eine massive Enttäuschung und vielleicht sollte man sich überlegen, ob wirklich jedes Wegerl, das es in den Grazer Berglandführer geschafft hat, schützens- und erhaltenswert ist, oder ob man es nicht Gut sein lässt und das Ding einfach der Natur zurückgibt.
Ich glaube sogar, es gibt in dieser Route mehr Geh- als Klettermeter und auch auf das Gesamterlebnis kann getrost verzichtet werden. Im Übrigen, da wir kein Papiertopo dabei hatten und ich die Route nicht kannte, musste ich bei jedem Stand auf das Smartphone schauen – sehr umständlich, ich weiß nicht wer das freiwillig macht.
Hoffen wir auf eine bessere Fortsetzung der Mehrseillängensaison, wobei schlimmer geht’s nimmer!