Mehrseillängentour „Krabbelstube“ (UIAA 5) im Brunntal, Grazer Bergland

Die Krabbelstube im Brunntal sollte in diesem Jahr die 2. Wahl sein für die Seilschaft Stefan und Stephan. Die Route bin ich nun bereits zum 3. Mal gegangen und in meinem Kopf ist sie immer eine wunderschöne Kletterei in kompaktem Fels mit einer ordentlichen Abseilfahrt als Abschluss.
Warum das so ist, weiß ich allerdings nicht, denn bei jeder Kletterei in dieser Route ist etwas unglückliches passiert. Sei es, dass beim Abstieg nach der Kletterei jemand stolpert und sich beide Schienbeine aufschlägt, das Seil ganz oben nicht in den Abseilring gehängt wird, sondern um einen Baum gelegt wurde, sodass ich 50m aufprusiken musste, weil es sich so eingegraben hatte, dass es nicht abzuziehen war, oder dieses Mal…aber dazu später mehr.

Wir waren jedenfalls vor den Unwettern und der Klammsperre dort, wie sich der Zugang zu den Routen weiter entwickelt, wird man abwarten müssen. Jedenfalls ist der Weg zum Brunntal bzw. der Zustieg zur Route etwas weiter als es im Topo den Anschein hat. Der Einstieg ist dann aber wirklich sehr markant neben der höhlenartigen Nische und der Abseilrampe. Auch wenn es davor einige Male so aussieht, als wäre man richtig, wenn man dann davor steht, erkennt man den Einstieg ganz sicher.

Im Übrigen haben wir die 1. Seillänge nicht vom Körper, sondern auf Nummer Sicher gehend vom toten Baum in der 1. Seillänge gesichert – stellenweise war es nämlich noch etwas nass vom Vortag und dementsprechend rutschig bzw. die Löcher noch mit Wasser gefüllt. Da der ehemalige Baum vor sich hin modert, wird es auch hier wohl mal an der Zeit sein, am Einstieg 1-2 Bohrhaken zu setzen, ein Abrutschen in der Einstiegsquerung vor der ersten Sicherung und mitreissen des Sicherers kann hier einen Absturz über einige Meter bedeuten – und darauf kann man leicht verzichten. Im Übrigen sollte man auch nicht allzu lange in Falllinie der Abseilpiste stehen, von oben kommt wirklich regelmäßig Steinschlag wenn sich eine Seilschaft abseilt und dann steht man genau im Kugelhagel.

In der 2. Seillänge kommt uns dann wirklich regelmäßig etwas Steinschlag entgegen, allerdings sind wir hier etwas links der Abseilpiste und so sicher unterwegs. Kurz habe ich mich über die Seilschaft geärgert, dass sie niemanden warnt und doch einiges an Steinchen heruntergekommen ist. Man merkt jedoch recht schnell, dass man in den ersten 3 Seillängen nichts zu befürchten hat und so bleibt es bei einem freundlichen Gruß.

Dann passiert natürlich etwas, weil es ist ja nicht die Krabbelstube, wenn es reibungslos laufen würde. Stefan übergeht den Stand, der in der Abseilpiste liegt und findet sich in der Schlüsselseillänge wieder, die ich eigentlich übernehmen wollte, da er in diesem Grad noch nichts vergleichbares geklettert ist. Zudem ist das gute Loch für die rechte Hand auch noch unbrauchbar, da sich die Reibungswerte aufgrund von Nässe arg reduzieren.
Er kann die Stelle jedoch meistern und lernt heute auch, was es heißt wenn der Sicherer „SEIL AUS“ ruft. Jetzt könnt ihr euch vorstellen was das für einen Kursteilnehmer eines Plaisierkletterkurses heißt, der erst in seiner 2. Mehrseillängentour unterwegs ist.

Vorletzte Seillänge, es wird steiler 🙂

Ich wusste, dass er vom Stand nicht weit entfernt sein konnte, denn meine 50m Halbseile waren ausgegangen und die Seillängen in der Krabbelstube sind nicht sonderlich lange. Ich spielte schon mit dem Gedanken meinen Stand aufzulösen und nachzusteigen um ihm in paralleler Kletterei die letzten benötigten Meter bis zum Stand zu ermöglichen, doch da kam das Seilkommando, dass er Stand hätte und gleich darauf das Kommando zum Nachkommen.

Ich stieg beide Seillängen nach und war während der Kletterei immer mehr verwundert über die Kaltschnäuzigkeit meines Partners. Natürlich reichten die Exen bei weitem nicht für die gesamte Strecke, so legte er einen weiten Runout bis zum Stand hin, den er übrigens mit einer Bandschlinge selbst an einem Steinköpfl gebastelt hat. Nicht wirklich glücklich meinte er, dass dieser nur nach unten belastbar ist und wir von dem nicht weiter klettern sollten – gut, dass der eigentliche Stand 2 Meter daneben war.

Ich gratuliere ihm noch, dass er sich die letzte Seillänge damit gesichert hat, die ja wirklich eine der schönsten 5er Längen im Grazer Bergland ist, und steige die vorletzte Seillänge vor. Gemütlich geht es dahin und Stefan startet dann in die letzte Seillänge. Langsam, konzentriert und sicher klettert er bis auf das Plateau, wo wir ein wenig die Sonne genießen, und das Abseilen besprechen.
Danach geht es am Fixseil bis zum 1. Abseilstand. Der Mantel des Fixseils ist übrigens auf eine Länge von 30cm aufgebrochen und scheuert ganz massiv am Fels bei Belastung. Hier ist es wirklich dringensd notwendig das Seilstück auszutauschen und sich niemals reinzusetzen sondern sich gleich am Abseilstand zu sichern und dort weiter zu arbeiten.

Letzte Seillänge, steil aber superhenkelig

Beim Abseilen erkenne ich dann, warum die Seilschaft vor uns soviel Steinschlag ausgelöst hat. Auf den Bankerln liegt sehr viel Schotter und auch ein paar größere Steine herum, die sich durch das Seil abziehen lösen können und man kann es fast nicht vermeiden. Auch ich schämte mich ein wenig dafür obwohl ich nach bestem Wissen und Gewissen alles versucht habe um so wenig Steinschlag wie möglich auszulösen.
Und es wäre nicht die Krabbelstube, wenn nicht doch noch eine Unannehmlichkeit passiert wäre. Ein Sicherungsgerät musizierte seinen Weg nach unten mit immer kürzer werdenden „pling-pling-pling“ Intervallen wo das Aluminium auf Fels traf. Wunderbar anzuhören, lästig aber weil abseilen mit HMS die Alternative darstellte. Ein ganz großartiger Tag mit sehr viel Lernpotential geht dann bei der Jausenstation Grassauer zu Ende.

Fazit: Ausgezeichnete Tour, top abgesichert, Einstiegsquerung etwas heikel ohne Stand und das Fixseil zur Abseilpiste ist unbrauchbar, besser mit min. 50m Halbseilen, dann muss man nur 3x abseilen 😉
Krabbelstube, wir sehen uns sicher wieder.

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