Begeistert von den Bildern im Internet fixierte ich ein Ziel für den Sommerurlaub meiner Gefährtin und mir. Die Südwand auf den Sturzhahn. Mit einem kurzen Zustieg, 6 Seillängen, davon 1 zu gehen und klettertechnisch wenig schwierig erschien die Tour als idealer Nachmittagsausflug am Anreisetag ins Salzkammergut.
Die 12,- Maut um auf den Parkplatz bei der Tauplitz zu kommen war gut investiert, denn das „overtourism“-Schauspiel dort suchte seinesgleichen. Zwei große Parkplätze die zu Mittag schon so überfüllt waren wie ein Supermarktparkplatz vor einem verlängerten Wochenende wo es um das nackte Überleben für 3 Tage geht, stimmte uns auf das ein, was kommen sollte. Eine Heerschar von Nachwuchshipsterwanderbubis, die jeden Schritt mitfilmten und laut, dafür schrecklich singend über die Wege torkelten.
Dazwischen wir mit unseren Halbseilen, Klemmkeilen, Friends und zusätzlichen Schlingen – es war jedenfalls schon etwas merkwürdig.

Beim Wernerbankerl war dann für den Großteil der Touristen Schluss, staunend fotografierten sie noch den darunterliegenden Steirersee während wir und die Klettersteiggeher übrig blieben. Unter der Traweng bzw. unweit des Einstiegs zum Gamsblick Klettersteig schoben sich schon einige Karabiner über die Stahlseile und die zweckentfremdeten Gartenhandschuhe griffen beherzt in die riesigen Eisenklammern. Diese Art der Fortbewegung am Fels rief (wie eigentlich immer) so etwas wie Verachtung in mir hervor, auch wenn ich gleichzeitig davon überzeugt war, dass es ein tolles Erlebnis für die Personen war, die den Sprung ins alpine Klettern nicht wagten. Wieso auch immer.


Am Sturzhahn waren wir alleine.
Der Einstieg war leicht zu finden und neue Haken blinkten uns entgegen. Die gesamte Route war saniert und mit Normbohrhaken ausgestattet worden. Auch die Stände waren ebenfalls neu, aus Edelstahl, inklusive Abseilringen. Da hatte sich jemand vorbildlich der Route angenommen.
Ein wenig mehr Haken sind es auch geworden aber nie mehr als 4 Haken pro Seillänge, da mussten wir auch vom Haken ganz schön wegklettern, nur die Keile und Friends fanden wenig Einsatz. Mittlere Klemmkeile und Camalots von 0,4 – 1 konnten aber gut untergebracht werden.
In der 3. Seillänge fanden wir einen Zwischenstand, 10 Meter unter dem Originalstand, danach gingen wir in der Schrofenrinne leicht bergauf und fanden den Einstieg bei einem Bühler. Laut Topo sollte es bei einem Bohrhaken sein, der wurde allerdings versenkt.
Die folgende Länge sah steil und etwas wild aus, entpuppte sich aber als geniale Henkelkletterei in festem Fels, danach folgten noch ein paar tolle Klettermeter bis wir einen richtigen Bröselausstieg auf den imposanten Gipfel vorfanden. Hier hieß es vorsichtig steigen.












Danach haben wir 3 Varianten für den Abstieg durchgespielt. Das Abseilen über die Route wäre dank der neuen Stände durchaus möglich gewesen und hätten wir auch mit einem Einfachseil locker hingekriegt, besser jedoch mit 50m Halbseilen – dann erspart man sich ein bisserl.
Der Abstieg zum Normalweg bzw. zum Löckenkogel hat grausig ausgesehen und ich favorisierte sowieso die Abseilpiste über die Westwand. Mit 4x50m ging es hier relativ schnell nach unten, mit einem Einfachseil hätten wir 7x abseilen müssen um den Boden zu erreichen, was ungleich länger gedauert hätte, aber auf Grund der Anzahl der Abseilstände auch möglich wäre.
Vorsichtig mussten wir auch hier sein. Am Anfang gab es sehr viel Geröll und Schotter und die Wand brach sehr steil ab – ein echter Sturzhahn eben. Der 1. Abseilstand bestand aus 1 Bohrhaken, 1 Bühler und 1 betonierten Eisenring. Vom Bühler aus befürchtete ich massive Verklemmungen beim Abziehen, also entschied ich (mit etwas Bauchweh) den einbetonierten Eisenring zu nehmen. Schon nach 25m war der nächste Bühler da und hier wollte ich nicht weiter abseilen, da ich nicht wusste ob die Halbseile nicht vielleicht doch wo hängen bleiben wollten.


Beim Abziehen konnten wir dann mit viel Glück und Kraft den Knoten bis zu uns bekommen und dann die weitere Abseilfahrt in Angriff nehmen. Brutal ausgesetzt, freischwebend und superluftig ging es über die „Harrer-Original“ (eine alte Techno-Route) hinab. Hier mussten wir etwas Vertrauen in meine Informationen haben, aber es gab nach spätestens 50m immer einen Bühler von dem man sich weiter abseilen konnte. Bei den Ständen hieß es allerdings konzentriert sein und auch bleiben, denn ein Fehler hätte uns einen Abflug die gesamte Wand hinunter beschert.
Fazit:
Der Fels in der Südwand war nicht der Allerbeste, aber relativ stabil. Wir haben schon gut aufgepasst, was wir angegriffen haben und worauf wir gestiegen sind. Mobile Sicherungsmittel konnten wir einsetzen, diese wurden aber nicht wirklich benötigt. Was blieb, war eine Kletterei auf einen imposanten Gipfel der in diesem Jahr noch nicht allzu viele Gäste gesehen hatte, wie die Einträge im Gipfelbuch zeigten. Ein Erlebnis war es allemal!
Weitere Infos findet ihr auf bergsteigen.com – allerdings war das Topo nicht aktuell (es gab mehr Haken und bessere Stände) und die Abseilpiste über die Westwand ist ebenfalls nicht eingezeichnet.