Jede Tour startet mit einer Diskussion. Vor allem dann, wenn mehrere Personen involviert sind. Dann geht es um das Ziel, die Routenauswahl, das Wetter und auch um die Anfahrt. Mit meinen Seilpartnern für diese Tour war das recht einfach – ihnen war alles recht. Da ich am meisten Plan hatte und mit der Torsäule ein scheinbar lohnendes Ziel ausgesucht hatte, gab es keine Diskussion. Dafür stießen meiner besseren Hälfte die knapp 500km Hin- und Rückfahrt kurz sauer auf und auch mein ökologisches Gewissen hatte den Zeigefinger erhoben. Sicher, im Herzen der Steiermark wohnend ist der Weg zu alpinen Schönheiten etwas weiter und sofern man keinen 16h+ Tag haben will, sind solche Ausflüge nur mit einer Übernachtung zu bewerkstelligen.
Was soll ich sagen, durch den Zapfhahn floss der Benzin in den Tank und der Kletterer in mir verpasste dem Öko-Teil meines Gehirns einen imaginären Tritt in den Allerwertesten. So einfach ist das, auch in Zeiten der „Fridays for future“ – Bewegung.
Montagnachmittag starteten wir Richtung Salzburg und knapp 2,5h später parkten wir den treuen Skoda beim Arthurhaus und spazierten zur Mitterfeldalm, wo wir uns für den nächsten Tag stärkten und übernachteten.
Der Dienstag startete so früh wie möglich um dem Gewitter am Nachmittag zu entgehen und die knapp 600HM Zustieg waren auch kein Lärcherl. Insgeheim rechnete ich mit 1,5h Zustieg, wie im Topo angegeben, aber trotz hohem Tempo und dementsprechendem Flüssigkeitsverlust benötigten wir für den Zustieg + anseilen 2 Stunden.



Die Torsäule erhob sich supersteil, kompakt und auch etwas einschüchternd über uns. Hier soll tatsächlich eine Tour im 4. Grad hinaufgehen?
Ich startete in die Seillängen 1+2, die ich gleich zusammenhängte (jeweils nur ca. 20m lang). Ein Klemmkeilset und mittlere Friends hatte ich zur zusätzlichen Absicherung mit, die man auch recht gut einsetzen konnte.
Die Kletterei ist steil, luftig und äußerst schön – korrekt bewertet außerdem, ich hatte Sorge, dass die Grade in Salzburg etwas knackiger sind, als im Grazer Bergland. Die Seillängen 3, 4 und 5 konnten wir mit den 60m Halbseilen ebenfalls in einem Rutsch machen, auch wenn es etwas knapp wurde. Ca. 2 Meter waren noch übrig und ohne verlängerbare Exen wäre die Seilreibung wohl zu groß geworden.




Die 6. Seillänge, der erste Vierer, war dann schon deutlich fordernder. Ausgesetzt, mit weiten Abständen war ich nicht mehr ganz so locker unterwegs und ein Hungerast kündigte sich ebenfalls an. Da war es an der Zeit für einen Vorsteigerwechsel und Stefan übernahm die Führung während es zugezogen hat und die Fernsicht zum Abschied ein leises „und tschüss“ flüsterte. Paula nahm das Ganze nicht so locker, da sie schon ein Gewitter am Berg erlebt hatte und sich etwas sorgte.





Abgesehen vom Wetter war die 7. Seillänge die schönste der gesamten Route. Großartiger Fels, steil, ausgesetzt und ein wenig besser abgesichert zieht sie an einem riesigen Block vorbei.
Danach hat die Felsqualität etwas abgenommen und die schönen Stellen wurden kürzer aber noch immer war es eine tolle Kletterei.
Die letzten Meter zum Gipfelkreuz ließen ein richtig erhabenes Gefühl aufkommen und als sich die Wolke, die uns in ein dunkles Grau hüllte, verzog, sahen wir, wie sich in weiter Ferne eine Front aufbaute. Geplant war ursprünglich, dass wir um 12 Uhr am Gipfel sein sollten, was wir um 1 Stunde überschritten hatten. Glücklicherweise hat sich das Wetter entschieden uns wohlgesonnen zu sein und wir konnten den heiklen Abstieg trocken hinter uns bringen.





Der Normalweg forderte auch noch einmal Konzentration und Trittsicherheit da Schrofengelände und Gelände bis UIAA 2 abzuklettern waren. Bei Nebel oder gar Regen könnte es hier zu einer bedrohlichen Situation kommen, auf die ich wirklich gerne verzichtet habe. Zurück bei der Mitterfeldalm füllten wir noch unsere Batterien mit Kaspressknödelsuppe und einem Topfenstrudel, der die Grenzen des Verzehrbaren durchaus zu sprengen vermag, auf.
Fazit:
Ein ganz großartiges Erlebnis, das es leicht in meine TOP 3 – Klettertouren geschafft hat. Die Torsäule, wir werden uns wieder sehen, versprochen!
Hier der Link zum Topo bzw. zur Beschreibung auf bergsteigen.com