Mehrseillängentour „Grastöterdiagonale“ (5-) im Grazer Bergland

Mittlerweile ist der Sommer bereits am Ausklingen und der Sendtember steht vor der Tür. Mir persönlich ist es im Sommer zu heiß – also generell. Ich bevorzuge Temperaturen unter 25°C für sportliche Aktivitäten und bouldern oder sportklettern ist im Hochsommer nicht so mein Ding. Im Grazer Bergland eine Mehrseillängentour klettern ist da auch nicht so einfach, da viele Wände Süd-/Ostseitig ausgerichtet sind. Da knallt die Sonne schon am Vormittag hinein und bei 30°C+ in einer Wand zu hängen ist eine echte Qual.
Wir wollten aber trotzdem eine Tour machen und mein Seilpartner hat die Grastöterdiagonale noch nicht gemacht – da die Wand westseitig augerichtet ist, kommt die Sonne erst nach 12 Uhr in die Wand. Die einzige richtige Wahl an einem heißen Sommertag inkl. einem frühen Start.

Die Grastöterdiagonale hatte ich eher blankpoliert im Kopf, an diesem Tag kam mir das aber gar nicht so schlimm vor. Ok, die ersten 2 Seillängen haben deutliche Begehungsspuren aber für eine der leichten Touren im Grazer Bergland war das wirklich voll in Ordnung. Die 2. Seillänge sieht zwar von oben nach viel Bewuchs aus, wir waren aber immer am Fels unterwegs und sie kletterte sich richtig gut.
Die Querung auf Erde und Gras war heute trocken und leicht zu gehen, es trübte das Gesamterlebnis ein wenig, ist aber bei einer „Diagonale“ unumgänglich, sofern man nicht die ersten 2 Seillängen über die danebenliegende Route klettert – der Stand liegt direkt bei der Querung. Wer eine Alpin-Exe hat, kann den Stand auch als Zwischensicherung verwenden. Mit einer kurzen Exe würde ich das nicht machen.

Die folgende Querung war an diesem Tag auch trocken, etwas weiter gesichert aber man kann hier beruhigt cruisen. Ich machte hier leider am Zwischenstand Halt, das sorgte in der nächsten Seillänge für etwas mehr Seilreibung. Hier wäre es besser gewesen, bis zu dem Stand beim abgestorbenen Baum zu gehen.
Im Übrigen haben wir die meisten Sanduhren selber mit einer Bandschlinge gefädelt und wieder mitgenommen, da die gefädelten und modernden Seilreste nicht unbedingt Vertrauen ausstrahlen.

In der 5. Seillänge gibt es schöne 4/4+ Plattenstellen und gleich nach dem Beginn vom Baum weg ist es hier etwas weiter gesichert. Es finden sich aber immer gute Griffe und Tritte, trotzdem sollte hier sicher vorgestiegen werden.
Die 5- Schlüsselstelle sah steil und etwas ausgesetzt aus, dafür kletterte sie sich gut und war auch schnell vorbei. Der Weg bis zum ersten Haken war etwas weiter – einfach losklettern, er taucht dann schon auf 😉
Die 6. Seillänge ist eine echt coole Plattenkletterei mit Henkeltaschen wo man trotzdem konzentriert bleiben musste. Mein Partner hat hier den Stand überklettert und ist das 60m Seil ausgegangen. Dafür ist die letzte Seillänge etwas kürzer geworden und hier hat uns dann auch die Sonne eingeholt.
Die letzte Seillänge ist übrigens steiles Schrofengelände das in Wurzeln mit Erde übergeht. Ich habe hier von einem Baum gesichert und ihr seid am Sichersten unterwegs, wenn ihr den offensichtlichen Trittspuren folgt.


Den restlichen Ausstieg sind wir seilfrei gegangen, was immer ein gewisses Risiko birgt und auch im Grazer Bergland nicht unterschätzt werden sollte – selbst wenn es nur ein kurzes Stück wie hier ist. Oben angekommen genießen wir noch kurz die Sonne, bevor es an den Abstieg geht. Anfangs felsig und mit einem kurzen Abkletterstück (bei dem mal ein Bohrhaken und ein Seil oder Kette hing, ist allerdings entfernt worden?) muss man aufpassen. Ein Absturz bei diesem Gelände kommt nicht in Frage.
Der restliche Abstieg war dann noch etwas heikel. Anfangs mussten wir lange queren und keine der verlockenden Abzweigungen nach rechts nehmen, hier besteht Absturzgefahr!
Am eigentlichen Abstieg war früher mal ein recht ordentlicher Wald, durch umgestürzte Bäume fällt die Orientierung jetzt etwas schwerer. Der Abstieg war früher auch durch Zeichen (orange Smileys) an den Bäumen markiert, jetzt sind einige davon umgefallen und manchmal ist der Weg verlegt. Steinmänner, Steigspuren und einige orange Markierungen auf den Bäumen weisen den Weg noch immer recht brauchbar.
Die 1. Holzstiege kurz vor Schluss ist ein zusammengebrochenes Stück auf das ich keinen Fuß mehr setzen würde, hier besser vorsichtig am Waldboden absteigen. Die 2. Holzstiege ist vollkommen zerstört, aber hier wurden Bohrhaken gesetzt an denen eine neue Kette hängt bis man zur Bergrettungsleiter kommt. Die wurde anscheinend durch einen Felssturz beschädigt, kann aber noch zum Abstieg verwendet werden (siehe Foto).

FAZIT
Also mir hats getaugt. Tolle Vormittagstour im Schatten die man auch im Hochsommer machen kann. Zwischendurch wird es ganz schön warm in der Wand, aber wenn man früh startet ist man zu Mittag beim Hubert und kann Kaffee & Kuchen genießen 🙂
Die Absicherung kann man ruhig als gut bezeichnen, besser 2-3 Bandschlingen mehr mitnehmen und die Sanduhren selber fädeln, auf alte Seilreste gebe ich nichts und empfinde das als Unart im Grazer Bergland.
Von der Felsqualität merkt man natürlich die zahlreichen Begehungen, aber man kann noch gut „anreiben“ auf den Tritten.
Topo findet ihr im neuen Grazer Berglandführer oder auf bergsteigen.com