Vorausschicken muss ich wohl, dass ich mir alleine beim Namen und den örtlichen Gegebenheiten (Heidi Alm, Chalet Dorf, Bergresort, Hotel am Berg, Kindererlebnispark, Einsteigerklettersteige, Schischule und Sportartikelverleih…) gedacht habe: „Das wird sicher ein Reinfall“. Ok, eigentlich habe ich mir gedacht, dass das ein „Vullscha*“ wird, so wie die letscherten Freibadpommes, ertränkt in Ketchup, wo das Salz noch das Knusprigste daran ist.
Aber: ganz so schlimm war es dann nicht. 😉
Neugierig geworden bin ich durch das Topo bzw. meine regen Google-Tätigkeiten in Bezug auf Boulder in Österreich. Es gibt nicht sehr viele Tourismusverbände oder öffentliche Stellen außerhalb von Tirol die Kletterer*innen bzw. Bouldern als Einnahmenquelle ansehen, deshalb ist ein Topo und freier Zugang zu einem Gebiet immer eine positive Abwechslung.
Vom ersten Parkplatz geht man auch lediglich 10 – 15 Minuten bis zu den ersten Blöcken und natürlich musste wir ein paar Touristen erklären, was wir da auf unseren Rücken den Berg hinauftragen. Das kennen wir bereits und geben immer freundlich und wahrheitsgemäß Auskunft.
Alle Boulder hier sind mit Taferln am Fels markiert, es besteht also wenig bis gar keine Verwechslungsgefahr. Ein besser gemachtes Topo hätte es allerdings auch getan und dann kann man sich die Metalltaferl, die an den Fels fest montiert sind, ersparen.
Die ersten Linien waren jetzt wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Wir haben „Patex“, „Falki Riss“ und „Falki Plottn“ als erste Aufwärmer gemacht – als Kinderboulder dürften die ganz ok sein.


Chalk- oder Sohlenabrieb fanden wir hier generell wenig, das heißt hier bouldern nicht übermäßig viele Leute, trotz der „tollen“ Infrastruktur am Berg, dafür gab es hartnäckige Flechten und ich wünschte mir schon meine Drahtbürste herbei.
Der nächste Block war leider nicht im Topo beschrieben, die Linien waren besser, athletischer und etwas schwerer ich schätze Lukas auf irgendwas zwischen 5C und 6A+ ein.

Im Sektor B gab es dann mehr einfache Boulder, doch was das Topo nicht zeigte, war die Höhe. So hat die Linie „Puzzle“ zwar eine geringe Schwierigkeit, aber schon eine Höhe von 5 – 6 Metern und um ehrlich zu sein…als „schön“ oder „interessant“ kann ich diesen Felshaufen nicht bezeichnen. Dafür war „Tricky“ dann eine richtig coole Boulderei – wohlgemerkt die einzige, gute Linie in diesem Sektor.




Die anderen Boulder in diesem Sektor, wie z.b. „Too Long“ und „Too high“ sind 1. ziemlich hoch und 2. von der Felsqualität her ziemlich schlecht – mit 2 Crashpads waren diese sowieso nicht gut absicherbar. Dafür gab es gleich davor einen Block ohne Taferl, den wir notdürftig geschrubbt haben und eine lässige Auflegertraverse mit Ausstieg bietet. Hier die Linie mit Verlauf, liegt im B-Sektor, direkt vor dem Block mit „Too Long“ und „Too High“. Checkt ca. bei 6A – 6B ein und hört auf den Namen „Saving the netherlands“.

Im Sektor C gab es dann noch den „Jungle“ für uns, der anscheinend auch als Notdurftplatzerl für die Klettersteiggeher dient. Also bitte, was kann man sich da noch mehr wünschen als ein Hauferl direkt neben dem beschilderten Block – zum Glück haben wir das erst gesehen, nachdem wir ihn geklettert sind.






FAZIT
Das war auch schon alles, was man zum „Bouldern im Sonntagstal“ schreiben kann. Die Felsqualität ist minderwertig bis durchschnittlich, gut die Hälfte der angeführten Boulder kann man sich schenken, das Geklimpere des darüber liegenden Klettersteiges wird man irgendwann gewohnt und fix montierte Metalltaferl am Fels…also das braucht es meiner Meinung nach nicht.
Positiv ist natürlich die Seehöhe von fast 2000m.ü.A. – auch im Hochsommer kann man hier ein wenig bouldern, die leichte Erreichbarkeit vom Parkplatz und natürlich die Verteilung der Schwierigkeitsgrade – hier findet jeder Softmover etwas zu tun! Außerdem kann man nach dem Bouldern einen gepflegten Aperol Spritz trinken und es gäbe sicher noch ein paar Boulder, die man für ein vollständig entwickeltes Gebiet putzen und begehen könnte.
Zum Anschauen auf unserem Heimweg war es jetzt nicht der große Reinfall, aber extra deswegen hinfahren kann ich niemandem raten. Hier der Link zum Topo der Heidi Alm.
Wer besser bouldern möchte, in ähnlicher Höhe, dem empfehle ich ins Maltatal zu fahren und das Tal der Könige zu besuchen!
Im Übrigen hatte ein niederländischer Tourist kein Problem damit, während einem aufziehenden Gewitter Richtung Klettersteig zu gehen und während es bereits donnerte mit seinem Kind einzusteigen. Das ist natürlich genau das, was man will: während einem Gewitter an einem 400m langen Stahlkabel zu hängen; aka „Blitzableiter“. Nachdem ich kurz mit mir gerungen habe, habe ich dann doch dem Vater zugerufen, ob er es für eine gute Idee hält, da sich das Wetter ändert. Ein paar Sekunden später haben sie am Anfang des Klettersteiges umgedreht, sich bedankt und wir gingen zurück zum Parkplatz – wo auch schon die ersten Regentropfen fielen. Deshalb auch der Name des Boulders: „Saving the netherlands“